Anja Kellersmann
Im Interview mit Anja Kellersmann erzählt die Traurednerin von ihrem Traumberuf und davon, was sie als Traurednerin ausmacht.
PlanMy.Wedding:
Was hast Du gemacht bevor Du Traurednerin wurdest?
Anja:
Zu dem Beruf gekommen bin ich durch meine Tätigkeit als Hochzeitsplanerin. Sieben Jahre lang habe ich beides parallel gemacht, aber als das Thema Freie Trauung immer größer wurde, ich plötzlich 40 Aufträge pro Jahr hatte, habe ich die Planung aufgegeben. Davor war ich in der Werbebranche tätig in der Mediaplanung. Eigentlich bin ich Diplom-Kauffrau, ich habe BWL studiert.
PlanMy.Wedding:
Wie kam es zu der Entscheidung, Traurednerin zu werden?
Anja:
Ich habe als Hochzeitsplanerin einige Freie Redner*innen erleben dürfen und hatte das Gefühl: Das kann ich auch… das MÖCHTE ich auch!
PlanMy.Wedding:
Welches sind die Gründe, aus denen Brautpaare sich für Dich als Traurednerin entscheiden?
Anja:
Die meisten Paare schätzen meinen lockeren Stil, ich bin nicht so getragen in meinen Reden. Meine Paare mögen es, wenn gelacht werden darf, und vor allem hassen sie Kitsch. Und sie schätzen meine Organisiertheit und dass ich auch über die Trauung hinaus viel Hilfestellung für ihre Hochzeit geben kann, zumindest mit Tipps und Ratschlägen.
PlanMy.Wedding:
Worauf legst Du bei der Vorbereitung und Durchführung Deiner Trauungen besonderen Wert?
Anja:
Mir ist wichtig, dass in meinen Trauungen jedes Brautpaar absolut authentisch wiedergegeben wird, dass beide sich wiederfinden können. Deshalb führe ich ein sehr umfangreiches Traugespräch, in dem es vor allem darum geht, die Liebe und die Beziehung zweier Personen zu erfassen und zu verstehen. Das gelingt, indem ich die richtigen Fragen stelle und dann sehr gut zuhöre und auch zwischen den Zeilen höre.
Und mir ist Kreativität wichtig, schöne Formulierungen, das Spiel mit Worten. Ich habe für jedes Paar einen neuen, individuellen Ansatz, es gibt keine Phrasen-Passagen.
PlanMy.Wedding:
Wie viel Zeit investierst Du im Schnitt in die Vorbereitung einer Trauungszeremonie – vom ersten Kundenkontakt bis zur Zeremonie?
Anja:
Mit jeder Zeremonie bin ich mindestens 20 Stunden beschäftigt, eher 25. Meine Paare erhalten im Anschluss aber auch ein vollständig ausformuliertes Skript zu Erinnerung. Das studiere ich an den Tagen vor der Hochzeit fleißig ein, damit ich trotz vorgefertigtem Text sehr frei vortragen kann. Und das Schreiben dauert bei mir eventuell länger, weil ich eben diesen wortkünstlerischen Ansatz habe.
PlanMy.Wedding:
Was empfindest Du in Deinem Beruf auch mal als Herausforderung?
Anja:
Eine Herausforderung ist es für mich, wenn ein Brautpaar im Gespräch nicht so sehr aus sich herauskommt. Es ist nicht jeder in der Lage, die eigenen Gefühle und die Beziehung so sehr zu reflektieren, dass er/sie es mit Worten ausdrücken kann. Ich muss mich dann mittels Fragetechnik sehr herantasten und ganz extrem zwischen den Zeilen hören, um später eine Zeremonie gestalten zu können, die den beiden gerecht wird.
PlanMy.Wedding:
Was ist für Dich das Schönste an Deinem Beruf?
Anja:
Ich habe das Gefühl, wirklich etwas Wertvolles zu tun. Die Hochzeit zweier Menschen ist ein großer Schritt, es geht schließlich um die ungefähr wichtigste Lebensentscheidung, die zwei Personen treffen können – wir begründen in der Freien Trauung ein Bündnis auf Lebenszeit! Das mit meinen Worten zu begleiten, die Einzigartigkeit einer Liebe hervorzuheben, mit den beiden diesen Schritt zu gehen, ihre wichtigsten Lebensbegleiter dabei mitzunehmen, das ist für mich eine große Ehre und auch eine große, tolle Verantwortung.
Auch wenn jede Kollegin an meiner Stelle das tun könnte, so bilde ich mir tatsächlich ein, dass jedes Brautpaar wirklich einen Glücksgriff getan hat, wenn es mich als Glücksagentin dafür ausgewählt hat. 😉 Und in unserer Gesamtheit halte ich unseren Beitrag, also den aller engagierten Freien Redner*innen, wirklich für ganz extrem wertvoll. Es ist großartig, dass diese Form der intensiven Trauungszeremonie sich so entwickeln konnte und langsam zu einer Institution wird.
PlanMy.Wedding:
Vielen Dank, liebe Anja, dass wir Dich im Interview ein wenig kennen lernen durften sowie für die wertvollen Einblicke in Deinen Berufsalltag.