Unsere Hochzeitsbräuche

Das Heiraten ist ein uralter Brauch. Schon fast ohne es zu merken folgen wir auf einer Hochzeit einer Vielzahl uralter Rituale, vom Polterabend über die Trauringe, Brautjungfern bis hin zum Tragen der Braut über die Schwelle des Hauses. Die meisten unserer Hochzeitsbräuche stammen aus dem germanischen Heidentum. Mit dem Vormarsch des Christentums fanden einige der Rituale Einzug in die christliche Trauungszeremonie. Aber das Brauchtum lebt und entwickelt sich weiter. Und so gibt es neben den alten Bräuchen mittlerweile auch zahlreiche moderne Bräuche und -rituale. Erst unsere Hochzeitsbräuche machen eine Hochzeit zu dem, was sie ist.

Hier widmen wir uns zunächst den alten, traditionellen Hochzeitsbräuchen, die jungen Rituale folgen.


Unsere Hochzeitsbräuche und -rituale

Polterabend

Grimms Wörterbuch beschreibt den Polterabend im 19. Jahrhundert als den „durch schmaus, tanz und allerlei scherz gefeierte[n] vorabend einer hochzeit“. Der Brauch an sich ist aber schon seit dem Spätmittelalter dokumentiert.

Das Zerbrechen von Porzellan geht vermutlich auf das Sprichwort „Scherben bringen Glück“ zurück. Der aus dem Töpferhandwerk stammende Begriff „Scherbe“ beschreibt dabei alle irdenen Gefäße, nicht nur die zerbrochenen. „Scherben bringen Glück“ deutete vermutlich auf Wohlstand in Form von vielen gefüllten Vorratsgefäßen hin.

Die Vernichtung von Gefäßen zum Polterabend ist ein alter Opfergabe-Ritus. Opferriten sind im germanischen Brauchtum und vielen anderen Kulturen tief verwurzelt. Die Zerstörung von etwas Altem symbolisiert dabei einen Neuanfang für die Eheleute. Und der entstehende Lärm soll – wie auch so oft bei mittelalterlichen Bräuchen – böse Geister vertreiben.

Das Brautpaar muss die Scherben des zerschlagenen Porzellans gemeinsam zusammen kehren – eine erste Harmonieprobe.

WICHTIG: Beim Polterabend darf kein Glas zerschlagen werden, da das Unglück bringt.

Und warum bringen Glasscherben Unglück?

Das wiederum geht auf ein altes Sprichwort aus dem 1. Jahrhundert vor Christus zurück:

„Glück und Glas – wie leicht bricht das“

Publilius Syrus, römischer Mimen-Autor

Das Glas steht für das Glück und darf deshalb nicht zerbrochen werden.

Das größte Unglück bringt dem Glauben nach zerbrochenes Spiegelglas. Die Zerstörung eines Spiegels soll ganze sieben Jahre Pech bringen. Die Erklärung: Ein Spiegel soll die Seele desjenigen berherbergen, der hinein schaut. Zerbricht der Spiegel, zerbricht mit ihm auch die Seele. Zur Regeneration braucht die Seele sieben Jahre.

Ein anderer Aberglaube besagt sogar, ein Spiegel sei das Tor zu bösen Geistern. Zerbricht der Spiegel, gibt er damit den Weg für Dämonen frei.

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Kränzen

Das „Kränzen“ ist – wie der Polterabend auch – ein Vorhochzeitliches Ritual und findet traditionell zwei Tage vor der Hochzeit statt. Das Kränzen findet sich eher in der Region Niedersachsen und Münsterland.

Einige Wochen oder Tage vor der Hochzeit binden die Nachbarn und Freunde gemeinsam einen Kranz (meist aus Tannengrün) und hängen ihn an die Haustür des Brautpaares. Dieser Brauch geht einher mit einem fröhlichen Umtrunk im Garten oder Haus des Brautpaares. Man stößt auf die anstehende Hochzeit an – ähnlich wie beim Polterabend.

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Eheringe / Trauringe

Schon in der Antike streifte ein Mann seiner Frau zur Hochzeit einen Ring über den Finger. Damals symbolisierte der Ring allerdins eher den Besitzanspruch des Mannes über seine Frau.

Im Mittelalter fand der Ehering Eingang in das christliche Trauungsritual. Seither tragen beide Ehepartner einen Ring. Im Christentum steht der Ehering für das enge Band zwischen den Ehepartnern und die Unendlichkeit der Ehe.

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Verlobungsring

Der Verlobungsring geht ins frühe Mittelalter zurück als – wieder einmal – die Pest in Europa wütete. Damals wusste niemand, dass sich der Pesterreger über Ratten – bzw. die auf den Ratten lebenden Flöhen – auf den Menschen übertrug.

Was die Menschen sahen war, dass der Adel offenbar weniger betroffen war als die ärmere Bevölkerung. Da der Adel Schmuck trug – für die Bevölkerung besonders sichtbar mit Edelsteinen besetzte Ringe – zogen die Menschen den Schluss, dass der Adel durch mit Edelsteinen besetzte Ringe vor der Pest geschützt wird. Und so avancierte der kostbarste aller Edelsteine, der Diamant, gefasst in einen Ring, zum stärksten Talisman gegen die Pest.

Wer es sich leisten konnte, steckte seiner Geliebten möglichst rasch einen solchen Ring an den Finger, um sie vor der Pest zu schützen – et voilà… geboren war der Verlobungsring.

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Brautjungfern

Auch dieser Hochzeitsbrauch stammt aus vorchristlicher Zeit und – wie so oft – geht es dabei um die Vertreibung böser Dämonen.

Ursprünglich trugen die Brautjungern, ebenso wie die Braut, weiße Kleider, um die bösen Dämonen von der Braut abzulenken.

Heutzutage ist das Tragen eines weißen Kleides der Braut vorbehalten. Aber noch immer bezirzen die Brautjungern in ihren schönen Kleidern die bösen Dämonen und halten sie von der Braut fern.

Gehen die Brautjungfern vor oder hinter der Braut?

Eine allgemein gültige Regelung gibt es nicht. In den USA schreiten die Brautjungern vor der Braut zum Altar, was sicher besser vor den Dämonen schützt, als wenn sie hinter ihr gingen.

In England gehen die Brautjungfern beim Einzug hinter der Braut und richten oder tragen die Schleppe. Je nachdem, wie lang diese ist, kann das durchaus ein entscheidender Faktor sein.

In jedem Fall setzt damals wie heute eine Entourage hübscher Brautjungern eine Braut beim Einzug in die Trauung perfekt in Szene.

Nach der Trauung gehen die Brautjungfern stets hinter dem Brautpaar.

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Blumenkinder

Die Blumenkinder einer Hochzeit entstammen einem Brauch aus dem germanischen Heidentum. Der süße Duft der Blüten soll die Fruchtbarkeitsgöttin anlocken und dem Brautpaar viele Kinder bescheren. Traditionell streuen die Blumenkinder beim Auszug des Paares aus der Kirche/Trauung ihre Blüten, immerhin soll der Kindersegen dem verheirateten Paar gelten. Beim Einzug können die Blumenkinder wahlweise vor oder hinter der Braut gehen. Ältere Blumenkinder können hinter der Braut gehend die Schleppe tragen. Vor der Braut gehend bescheren sie der Braut ein süßes Entrée.

Einige Brautpaare lassen auch zum Einzug der Braut blüten streuen, weil es einfach so schön aussieht, wenn die Braut auf frisch gestreuten Blütenblättern zum Altar schreitet – und der Fruchtbarkeit tut es sicher keinen Abbruch.

Wichtig für die Organisation:

Ein gutes Alter für Blumenkinder ist etwa 3 bis 9 Jahre. Ihr solltet unbedingt eine Person abstellen, die am Tag der Hochzeit ein Auge auf die Blumenkinder hat und mit ihnen einen kleinen Probedurchlauf macht. Kinder empfinden es als eine große Ehre, Blumenkind auf einer Hochzeit zu sein und sie sind bestimmt ebenso aufgeregt wie das Brautpaar. Eine kleine Probe für die richtige Schrittgeschwindigkeit und das gleichmäßige Streuen der Blüten mit einigen ermutigenden Worten ist dann sehr wichtig.

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Die Braut über die Schwelle tragen

Der Bräutigam trägt die Braut nach der Hochzeit über die Schwelle des Hauses. Symbolisch trägt er sie damit in eine neue Lebensphase – ein sogenannter Übergangsritus.

Darüber hinaus vermuteten die Menschen früher unter den Schwellen ihrer Häuse böse Geister. Indem der Bräutigam seine Braut über die Schwelle trägt bleibt sie vor den bösen Geistern verschont.

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Mehr Inspiration für Eure freie Trauung und mögliche Rituale findet Ihr in unserem Blogbeitrag >>Rituale für die Trauungszeremonie.

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3 Kommentare

  1. Hallo, vielen Dank für den sehr erhellenden Beitrag? Woher stammt eigentlich die Tradition für ein Hochzeitsfeuerwerk? Liebe Grüsse

    1. Das ist eine sehr gute Frage und durchaus eine Erweiterung unseres Blog-Artikels zu den Hochzeitsbräuchen wert. Wir werden das recherchieren und es Euch wissen lassen. Ursprünglich kommt es ja aus China … alles weitere werden wir herausfinden und bald veröffentlichen 🙂

  2. Das Verlobungsringe gegen die Pest schützen und Brautjungfern vor Dämonen…:D

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