Wir alle kennen diese Situation: Man ist Gast auf einer Hochzeit und es gibt immer irgend etwas, das entweder nicht klappt oder einfach besser laufen könnte. Da verschwindet das Brautpaar für Stunden mit dem Fotografen, während die Gäste nichts mit sich anzufangen wissen. Das Hochzeitsmenü zieht sich ewig hin, weil man unfassbar lange auf den nächsten Gang warten muss oder die wohlverdiente Tanzparty weicht einem quälenden Marathon peinlicher Hochzeitsspiele. „Das alles sind die unschönen Resultate ganz klassischer Planungsfehler, die sich ganz einfach vermeiden lassen“, sagt Hochzeitsplanerin und Buchautorin Birgit Wilde. Hier hat sie die fünf meist gemachten Planungsfehler für uns zusammengefasst und gibt hilfreiche Tipps, wie man es besser machen kann.
#1: Hochzeitsfotograf = Freund und Gast
Im Freundeskreis fast eines jeden Brautpaares findet sich ein Freund/eine Freundin, der/die besonders gut fotografieren kann. Und natürlich ist die Freude des Brautpaares groß, wenn dieser Freund oder diese Freundin anbietet, als Hochzeitsgeschenk die anstehende Hochzeit zu fotografieren. Und dieses Angebot ist auch garantiert gut gemeint. Was dabei aber gern außer Acht gelassen wird: Nur weil jemand tolle Urlaubsfotos macht oder besonders gut in den Bereichen Natur, Menschen, Architektor o. a. fotografiert, bedeutet nicht, dass er/sie ein guter Hochzeitsfotograf ist. Hochzeitsfotografie ist eine ganz eigene Disziplin und erfordert eine ganz eigene, explizite Vorbereitung. Zudem wird ein Fotograf, der zugleich auch Gast ist, über den ganzen Tag hinweg nicht die gleiche Aufmerksamkeit für Situationen und Details aufbringen wie ein Fotograf, der eigens dafür engagiert wird.
Damit Ihr Euch Eure Hochzeitsfotos auch in 20 Jahren noch gern anschaut, lohnt sich in jedem Fall die Investition in einen Profi.
#2: Zu lange Wartzeit für die Gäste während des Paarshootings
Fester Bestandteil einer jeden Hochzeit ist das Paarshooting, bei dem das Brautpaar allein mit dem Fotografen für die Hochzeitsfotos unterwegs ist. Der Rest der Hochzeitsgesellschaft wird während dessen sich selbst überlassen. Allzu häufig planen Fotograf und Brautpaar zwei Stunden und mehr für das Paarshooting ein. Auch wenn Eure Gäste in dieser Zeit mit Snacks und Getränken versorgt werden, sind zwei oder mehr Stunden Wartezeit einfach zu lang. Unmut über das „Abgestelltwerden“, Langeweile – und schlimmstenfalls übermäßiger Alkoholkonsum – sind die Folge.
Als Brautpaar habt Ihr die folgenden Möglichkeiten zu Auswahl, diesen Planungsfehler zu vermeiden:
1.
Paarshooting auf eine, maximal anderthalb Stunden begrenzen.
2.
Eine bewusste Unterbrechung im Tagesablauf einplanen, so dass Eure Gäste einige Stunden Freizeit genießen können, während Ihr in aller Ruhe Euer Paarshooting macht.
3.
Bei einem After-Wedding-Shooting einige Tage nach der Hochzeit habt Ihr alle Zeit der Welt für ein ausgiebiges Paarshooting. Nachteil: Zusätzliche Kosten für erneutes Styling und Buchung des Fotografen. Vorteile: Ihr könnt Euch ein zweites Mal in Euer grandioses Hochzeitsoutfit werfen und Euch ganz als Brautpaar fühlen. Zudem seid Ihr vollkommen frei in der Wahl der Kulisse für Euer Paarshooting.
#3: Fehlende zeitliche Koordinierung beim Hochzeitsmenü
Das Dinner zieht sich ewig hin, man muss super lange auf den nächsten Gang warten und die leeren Pausen zwischen den Gängen sind dominiert von Langeweile und unnötig vielen Gläsern Wein. Dieses oder ein ähnliches Szenario haben wir alle ganz sicher schon mindestens einmal auf einer Hochzeit erlebt. Dauert hingegen eine Rede länger als erwartet, wird der Service den Gang in die Rede hinein servieren. Das sorgt für Unruhe und stört mindestens genauso wie eine zu lange Wartezeit.
Idealerweise werden die Pausen zwischen den Gängen für Reden oder andere Gästebeiträge genutzt. Ist eine Rede/ein Beitrag zu Ende, sollte dann sogleich der jeweils nächste Gang serviert werden. Auf diese Weise bleibt der Abend kurzweilig und die Party nach dem Dinner kann pünktlich um 22:30 Uhr beginnen.
Damit die Pausen zwischen den Menügängen genau die richtige Länge haben, bedarf es vorab einiger Koordinierung. Sofern Ihr das als Brautpaar nicht selbst koordinieren, sondern Euch lieber überraschen lassen möchtet, können Euch sicher Trauzeugen, Hochzeitsplaner oder Zeremonienmeister bei der zeitlichen Koordinierung des Hochzeitsmenüs unterstützen.
Und so geht Ihr vor:
1.
Mit den Redner*innen stimmt Ihr ab, wer nach welchem Gang spricht und wie lange die jeweils geplante Rede dauern wird. Auf die Sekunde kommt es nicht an, aber ob eine Rede 3 oder 10 Minuten dauert, ist relevant.
WICHTIG DABEI: Die Redner*innen müssen sich selbstverständlich an das von ihnen selbst vorgegebene Zeitfenster halten.
2.
Auch anderweitige Beiträge/Spiele, die zwischen den Gängen geplant sind, stimmt Ihr mit den betreffenden Gästen ab, nach welchem Gang sie dran sind und wie lange die jeweilige Aktion dauern wird.
3.
Damit der Service weiß, wann er welchen Gang zu servieren hat, reicht es aus, wenn Ihr zu Beginn des Abends dem Serviceleiter einen Zettel mit dem Zeitplan des Menüs in die Hand drückt. Dieser kann in etwa so aussehen:
Vorspeise
Rede Brautvater: ca. 10 min
Zwischengang
Rede Trauzeuge: ca. 5 min
2 Spiele: insgesamt ca. 15 min
Hauptgang
2 Spiele: insgesamt ca. 15 min
Dessert
Auf diese Weise kann der Serviceleiter eigenständig das Signal in die Küche für den jeweils nächsten Gang geben. Lange Wartezeiten zwischen den Gängen werden vermieden und Ihr könnt sicher sein, dass der Service die Speisen nicht in Eure Spiele oder Reden hinein serviert. Alles richtig gemacht!
#4: Hochzeitsspiele sprengen Zeitplan und/oder Schmerzgrenzen
Auch das kennen wir von nicht wenigen Hochzeiten: Nach dem Essen bricht ein wahrer Spielemarathon über die Hochzeitsgesellschaft herein, der sich bis nach Mitternacht hinzieht. An Party ist vor ein Uhr morgens nicht zu denken. Schlimmstenfalls bringen die Spiele das Brautpaar dann noch in Situationen, die die beiden sich weder hätten träumen lassen noch jemals gewollt hätten. Langjährige Freundschaften haben auf diese Weise schon ihr Ende gefunden.
Damit Euch dieses Schreckenszenario auf Eurer Hochzeit erspart bleibt, braucht Ihr eine Vertrauensperson, die von den Gästen deren Vorschläge für Spiele sammelt und die entsprechende Koordinierung übernimmt. Mit ihr stimmt Ihr im Vorfeld die folgenden Fragen und Punkte ab:
1.
Welche Zeitfenster, die sich für Hochzeitsspiele eignen könnten, gibt es über den Tag verteilt? (z. B. direkt nach der Trauung, während des Sektempfangs, nach dem Dinner … hier auch jeweils unbedingt die genaue Länge des jeweiligen Zeitfensters nennen)
2.
Wo liegt unsere Schmerzgrenze, was Hochzeitsspiele angeht? (z. B. nichts, was das Brautkleid beschmutzt; wie peinlich darf es sein, etc. ..?)
3.
Welche Spiele dürfen auf unserer Hochzeit auf keinen Fall stattfinden? („No-Go“-Liste: Falls ein Gast ein Spiel von dieser Liste vorschlägt, wird Eure Vertrauensperson nun eine klare Ansage machen, dass dieses Spiel ausdrücklich nicht gewünscht ist.)
4.
Welche Spiele können wir uns sehr gut für unsere Hochzeit vorstellen? („Like“-Liste: Falls ein Gast gern etwas organisieren möchte, aber noch keine rechte Idee hat, ist diese Liste sehr hilfreich.)
Nun weiß Eure Vertrauensperson alles, um mit der Koordinierung der Hochzeitsspiele loszulegen. Für Euch bleibt der Überraschungseffekt erhalten und zugleich habt Ihr die wohlige Gewissheit, dass Ihr auf Eurer Hochzeit nichts tun müsst, was Ihr nicht tun möchtet.
Eine hilfreiche Vorlage für die Koordinierung von Spielen auf einer Hochzeit findet Ihr unter den Downloads zum Buch von Birgit Wildes Buchtitel „Dein Wedding Planner: Wie du deine Hochzeit planst – und anschließend noch Lust zu heiraten hast“.
#5: Hochzeitstorte um Mitternacht
„Eine silvesterartige Torteninszenierung macht doch Laune! Dann ist die Torte auch gleich der Mitternachtssnack – wie praktisch – und durch den Zucker bekommen die Gäste noch einen schönen Energiekick für die weitere Party.“
Das ist ein von Brautpaaren in der Hochzeitsplanung oft gedachter Gedanke und klingt erst einmal nach einer schönen Idee. ABER … wann immer diese Idee in die Tat umgesetzt wird, werden die armen Brautleute auf Ihrer Hochzeit eines Besseren belehrt. Denn die Mitternachtstortenidee hat genau zwei Haken:
1.
Mit einem Schlag wird die Tanzfläche leer gefegt wenn offiziell die Torte angeschnitten wird und anschließend alle Gäste auf einmal Kuchen essen. Die Party ist dann erst einmal vorbei.
Ein klassischer Mitternachtssnack hingegen wird unauffällig am Rande der Tanzfläche platziert. Wer möchte, kann sich bedienen, aber die Tanzfläche bleibt gefüllt. Die Gefahr, dass sich alle Gäste auf einmal am Mitternachtssnack bedienen ist denkbar gering.
2.
Anstatt des zuckerbedingten Energiekicks haben Eure Gäste mit einem mitternächtlichen Tortenklumpen im Bauch zu kämpfen. Das raubt mehr Energie als dass es welche spendet.
Um Mitternacht haben Eure Gäste getanzt, geschwitzt und eventuell Alkohol getrunken. Da braucht der Körper Elektrolyte in Form von salzigem Essen. Wirklich kein Mensch braucht in dem Moment etwas Süßes.
So wird die Hochzeitstorte um Mitternacht Eurer Party ein jähes Ende setzen – immer.
Ein klassischer, herzhafter Mitternachtssnack (z. B. ein Topf Suppe, kalte Platte, belegte Brote oder eine Salty Bar) wird hingegen das Wohlbefinden Eurer Gäste steigern und Eure Party verlängern.
Wir wünschen Euch viel Freude und Spaß bei der weiteren Organisation Eurer Hochzeit! Schreibt uns gern in den Kommentaren, wie Euch dieser Artikel gefallen hat.
1 Kommentar
Anna Conte
Ich persönliches liebe Spiele bei Hochzeiten, da sie einfach die Stimmung auflockern und für viel Unterhaltung sorgen. Aber natürlich sollten diese in einem angemessenen Zeitrahmen bleiben, um Langeweile bei stillen Teilnehmern zu verhindern.